Ein Maßschuh entsteht (1) Alles beginnt mit dem persönlichen Maßtermin
Wenn sich ein Kunde für ein exklusives, maßgefertigtes Paar Schuhe entscheidet, ist der Startpunkt des gesamten Prozesses ein persönlicher Beratungs- und Maßtermin in der Manufaktur bzw. bei dem Schuhmacher der Wahl. Bei einem ersten Termin wird zunächst einmal besprochen, um welches Schuh-Modell es sich handelt und für welchen Einsatzzweck der Kunde sein neues Paar Maßschuhe verwenden will.
Gerade im klassischen Schuhbereich gibt es viele verschiedene Modelltypen, die je nach persönlichem Geschmack, inviduellem Einsatzzweck aber auch hinsichtlich ihrer Passform Anwendung finden. Auf die verschiedenen klassischen Schuhtypen werden wir in späteren Blogbeiträgen noch näher eingehen. Die bekanntesten sind jedoch der klassische Derby mit seiner Unterart dem Budapester mit der charakteristischen Lyralochung oder auch der Oxford, der auf Wunsch mit dem klassischen Broguing (Lochung) versehen werden kann – dann als Semi Brogue oder Full Brogue Oxford. Und natürlich nicht zu vergessen, der Klassiker ohne Schnürung aber dafür mit Schließe – der Monk. Die Wahl des Modells beeinflusst natürlich auch die spätere Materialauswahl. So fertigt man beispielsweise einen eleganten Businessschuh nicht aus einem derben, starken Waterproof-Leder oder umgekehrt einen schweren Bergstiefel nicht aus einem feinen Chevreau (Ziegen-Leder).
Im zweiten Schritt wird der Kundenfuß genau analysiert und auf mögliche Beeinträchtigungen untersucht, die mit einem individuell angefertigten Maßschuh ausgeglichen werden können. Diese Anamnese beinhaltet unter anderem auch die Erstellung eines Fußabdrucks unter Belastung, um eine realistische Druckverteilung an der Fußsohle darzustellen und mögliche Fehlstellungen der Füße zu erkennen. Dies geschieht entweder durch eine klassische Blaupause (zweidimensionaler Fußabdruck) oder digitalem Fußscan. Es kann auch ein dreidimensionaler Abdruck (z.B. Schaumabdruck) abgenommen werden.
Im Anschluss werden die eigentlichen Maße abgenommen. Mit Hilfe eines Maßbandes nimmt der Schuhmacher an definierten Stellen am linken und rechten Fuß die Maße ab. Dabei spannt er das Maßband mit mehr oder weniger Zugkraft, um die spätere Passform zu optimieren. So wird beim Ballenmaß das Maßband mit eher weniger Zug um den Fuß herumgelegt, denn der Schuh soll in diesem Bereich ja auch die notwendige Breite bereithalten. Im Gegensatz dazu wird ein kleines Stück weiter oben in Richtung Fußbeuge das sogenannte Spannmaß mit „stärkerem Zug“ gemessen – man geht in das sogenannte Untermaß. Der Grund dafür ist, dass der Fuß in diesem Bereich eher weich und flexibel ist und man den Fuß hier fest mit dem Schuh umschließen möchte, um einen guten Sitz zu gewährleisten. Ist das Maß in diesem Bereich zu weit abgenommen, so besteht die Gefahr, dass der Fuß im Schuh herumrutschen könnte. Sie sehen schon, hier sind viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl gefordert, um eine bestmögliche Passform zu gewährleisten.
Meines Erachtens ist im Bereich des Maßnehmens, die klassische, sprich analoge Messmethode neuen, digitalen Methoden noch immer klar überlegen. Sicherlich gibt es hochpräzise 3-D-Scaneinrichtungen, die die Fußoberfläche aufs Genaueste abbilden können. Jedoch vermag es die Maschine nicht zu beurteilen wieviel Unter- oder auch Übermaß an welcher Stelle des Fußes notwendig ist, um eine für den Kunden individuell, optimale Passform zu erzeugen.
Sollten Sie sich für eine persönliches Beratungsgespräch in puncto Maßschuhen interessieren, so können Sie hier gerne einen Termin mit uns vereinbaren.
In unserem folgenden Blog-Beitrag zum Thema Maßschuhe geht es um den nächsten Schritt im Fertigungsprozess, dem Richten der Leisten.