Ein Maßschuh entsteht (4) Brandsohle und Kappen
Die Brandsohle
Damit der Schaft über den Leisten gezogen und gezwickt werden kann, ist auch eine Brandsohle erforderlich. Darunter versteht man die innere Sohle des Schuhs, die den Schaft mit dem Schuhboden durch Nähte, Nägel oder Klebstoff (je nach gewünschter Ausführung und Schuhtyp) miteinander verbindet. Die Form der Brandsohle wird von der Leistenunterseite vorgegeben. Um sie herzustellen, wird ein Stück hochwertiges Bodenleder (vorzugsweise traditionell und vegetabil mit Eichenlohe im Grubengerbverfahren hergestellt) auf dem Leistenboden befestigt und mit einem Messer rundherum solange von Hand beschnitten, bis die Brandsohle perfekt an der Leistenkante anliegt. Die Stärke der Brandsohle hängt von der späteren Bodenbefestigungsart und dem Einsatzzweck des Schuhwerks ab. Aber auch davon, ob im fertigen Schuh ein angepasstes Fußbett Verwendung findet bzw. der Kunde direkt auf der Brandsohle (Lederdecksohle) steht und geht.
Abhängig vom gewählten Bodenbefestigungsverfahren, z.B. bei rahmengenähten Schuhen (dazu später mehr), muss die Brandsohle entsprechend vorbereitet – man spricht von rangiert – werden. Dabei wird ein sogenannter Einstechdamm in die Brandsohle eingeschnitten in dem die spätere Einstechnaht verläuft. Ein sehr arbeitsintensiver Fertigungsschritt, der von Hand mit einem scharfen Messer und Spezialwerkzeugen, wie dem Brandsohlenhobel, durchgeführt wird.
Die Kappen
Bevor es zum formgebenden Arbeitsschritt, dem Zwicken, kommt, werden die Vorder- und Hinterkappen in den Schaft zwischen Ober und Futtermaterial eingelegt. Kappen verleihen dem Schuh Festigkeit an Stellen, an denen besonderer Halt für den Fuß im Schuh und oder Formstabilität benötigt wird. Das betrifft vor allem den Fersen- und Spitzenbereich des Maßschuhs. In jedem Fall werden die Kappen zuvor an den Kanten ganz dünn ausgeschärft, also verjüngt, um Übergänge und potentielle Druckstellen zu vermeiden. Hinterkappen werden traditionell aus (vegetabil gegerbtem) Leder gefertigt, da Lederkappen die Fußfeuchtigkeit aufnehmen können und den Tragekomfort erhöhen. Das gilt ebenso für die Vorderkappen, die aber mittlerweile aus Gründen der Formstabilität, geringerem Gewicht und Haltbarkeit auch teilweise durch Kunststoffe ersetzt wurden. Komplettiert werden die Einbauteile durch die Überstemme. Darunter versteht man Lederstreifen, die als Verbindungselement zwischen Vorder- und Hinterkappe fungieren, die zudem Formstabilität erhöhen und einen sichtbaren Übergang der beiden Kappen minimieren.
Im nächsten Beitrag dreht sich alles um das Zwicken – der Schaft wird über den Leisten gezogen und bekommt seine finale Form.