Ein Maßschuh entsteht (9) Ausputz und finale Arbeiten
Der Ausputz
Sohle und Absatz sind nun fertig bearbeitet aber die seitlichen Sohlen- und Absatzoberflächen haben noch eine raue, offenporige Struktur von den vorangegangenen Arbeiten und die Naturlederfarbe ist sichtbar. Jetzt ist es an der Zeit für die letzten handwerklichen Feinarbeiten, dem Ausputz. Darunter versteht man nun die letzten Verschönerungen am Schuh, die kosmetische Detailarbeit, die aber auch der Erhöhung der Haltbarkeit des Schuhs dienen. Diese beginnt mit dem Feinschliff der seitlichen Absatzfläche und der gesamten Kante der Ledersohle. Nach dem Feinschliff wird die Sohlenkante von Hand zusätzlich mit einer speziell gebrochenen Glasscherbe abgezogen, um eine maximal glatte Fläche zu erzeugen.
Im Anschluss erfolgt das Einlassen und Polieren der Ledersohle. Dies kann entweder mit farbiger Lederbeize geschehen oder farblos mit speziellen Wasserpolituren. Hierbei kommen verschiedene Werkzeuge, wie das Schnitteisen zum Einsatz, mit Hilfe derer die Polituren unter Hitze in das Leder „hineingeschmolzen“ werden. Mit speziellen Zierrädchen werden nun auch das klassische, gezackte Muster an der Rahmenkante oder Verzierungen an der Sohlenkante in das Leder eingeprägt. Hier hat jeder Schuhmacher seine eigenen Philosophien und Raffinessen.
Auch das Oberleder erfährt nun ein pflegendes „Make-Up“, das entweder die Lederstruktur besonders zur Geltung bringt oder den Maßschuh auf Hochglanz trimmt. Je nach Philosophie des Hauses und individuellem Geschmack kann dem Oberleder zudem ein spezielles Farbfinish gegeben werden, bei dem bestimmte Bereiche am Schuh dunkel eingefärbt und im Anschluss poliert werden.
Der Ausputz und das Finish sind wichtige und zeitintensive Arbeitsgänge, bei denen die Wertigkeit des Maßschuhs nochmals erheblich gesteigert wird und seine einzigartige Optik im Detail herausgearbeitet und unterstrichen werden kann.
Das Ausleisten und Abschlussarbeiten
Nachdem der Schuh nun fertiggestellt ist erfolgt das Ausleisten, das Entfernen des Leistens aus dem Maßschuh. Je nach Leistentyp kommen hier verschiedene Werkzeuge zum Einsatz, wie der Leistenhaken. Ohne diese Hilfsmittel ist es fast unmöglich einen Leisten aus einem perfekt passenden Schuh herauszuziehen. Im Anschluss wird das Schuhinnere auf Fremdkörper überprüft. Im Laufe der Arbeitsschritte können z.B. Spitzen von Holznägeln in das Innere ragen. Diese werden mit speziellen Raspeln abgetragen und die Brandsohle glattgeschliffen. Natürlich werden nun auch die Arbeitssenkel entfernt und durch die finalen Schnürsenkel ersetzt.
Jetzt bedarf es noch zweier wichtiger Elemente, die bei feinen, maßgefertigten Schuhen nicht fehlen dürfen: Fußbett und Schuhspanner. Wie es weitergeht erfahren Sie hier.